Bereits im Herbst 2017 grübelten Beaver Love und ich, was
wir im zeitigen Frühjahr 2018 anstellen wollen. Marokko hatten wir schon
zweimal, schneeverwehte, windige Trips nach Ungarn hatten wir auch schon, was
tun nun???? Irgendwann äußerte Beaver Love ziemlich halblaut das Zauberwort
LISSABON. Bei mir schellten gleich mal die Alarmglocken, da war ich doch schon,
da war doch was, da war doch wer und da müssen wir hin....... Beaver Loves,
eben erst in polnischen Manufakturen ewig lang wiederhergestellter, quasi
neuer, T4Bus in mattem oliv, machte auch gleich wesentlich mehr Sinn, würde
eben dieser zur adäquaten Anwendung kommen. Vorab manifestierte sich in meinem
Hinterstübchen eine carpmobsche Karawane mit grünem Bus, samt Hänger, Schlauchboot
oben drauf und wirklich kompletter Angelausrüstung. Das alles gemütlich quer
durch Europa, mit Abstechern zum Po in Italien, Stippvisiten an diversen
französischen Traumlacken, die ja sowieso am Weg liegen würden und
schlussendlich Portugal als großes Finale. Bei einem dreißigtägigen Fischerkreuzzug dieser epochalen
Größenordnung muss einfach echt alles mit, also von Feeder-, Karpfen-, Spinn-,
Brandungs-, Match- bis hin zur Fliegenrute, muss das Fischermobil fast schon
platzen vor lauter Vollständigkeit. Wenige Wochen später, war ich erneut
beruflich nahe Lissabon zugange und habe sicherheitshalber gleich mal ein paar
alte, wenn auch nicht gerade fischereispezifische, Kontakte wieder aufgefrischt.
Alles sah vorerst wunderbar aus, bis ich von Beaver Love in Kenntnis gesetzt
wurde, dass er gesundheitlich alles andere als 100% fit war. Irgendwas in
seinem Verdauungstrakt funktionierte nicht so wie vorgesehen und der sonst sehr
gelassene Zeitgenosse wirkte plötzlich kränklich auf mich. Mittlerweile monierte
ich zwar den Ictus in Frankreich als mögliches Halbzeitziel, wo man ja ein
relaxte Woche, quasi an einem Ort, am besten in der VIP Loge mit Fernseher und
Whirlpool, verbringen könnte. Bevor Beaver Love aber keinen eindeutigen Befund
bezüglich seiner Beschwerden in Händen hatte, war vorerst mal still halten
angesagt. Mitte Dezember wurde der anfangs fest gelegte Zeitraum Anfang Januar
bis Anfang Februar mal ad acta gelegt. Kein Befund, keine Reise, eh klar......
. Kurz vor Weihnachten dann endlich der Befund und sofort keimte wieder leichte
Hoffnung auf. Kein schwerwiegendes chronisches Problem, sondern eher eine
bakterielle Erkrankung, die mittels Antibiotika abgestellt werden kann. Dumm
nur, die Antibiotika Kur dauert bis Mitte Januar und bevor die nicht
erfolgreich abgeschlossen ist, wollte Beaver Love verständlicherweise nichts
riskieren. Weihnachten dann ein Jammertal der familiären Anlässe. Na ja, ganz
so drastisch war es auch wieder nicht, aber so ohne substanzielle Perspektive
war es kein echtes Freudenfest. Da das Wetter auch eher trüb daher kam, mein
angeschlagener Angelkumpel das heimatliche Polen dem fremden Österreich vorzog
und so gesehen das jährliche X-Mas to New Years Eve – Fischen den Bach
hinunterging, war für mich Warten angesagt. Prinzipiell auch keine große Sache,
denn wenn schon nicht am Wasser, so kann man ja wenigstens ein wenig
vorarbeiten und Dinge erledigen, die sowieso anstehen, beziehungsweise bei
besseren Bedingungen, einfach nur lästig im Weg stehen, will man eben dann ans
Wasser. Kaum war die ereignislos fade Weihnachtszeit vorüber,
Beaver Love wieder im Lande und sogar halbwegs am Damm, wurde erneut über
Fernreisen fabuliert. Die freie Zeit schrumpfte
zwischen den Fingern, wie Softeis in der Mikrowelle, aber ganz vergessen
wollten wir den Trip doch nicht. Die besagte Freizeit bezieht sich auf das
saisonale Loch, von Januar bis Anfang März, in unserer Branche, welches wir,
wie immer, ja möglichst sinnvoll fischend nutzen wollten. So ganz nebenbei
stellten wir auch noch fest, dass neben der beginnenden Champions League
KO-Phase und der NFL Superbowl, ja auch noch die Winter Olympiade am Programm
stand, was wir als bekennende Sport Nerds unmöglich versäumen dürfen. Sofort
war mir klar, Wegfahren muss sein, vagabundierendes “Ich fische, wo es mir
gerade gefällt“ Fischen, spielt es anhand dieser Events aber sicher nicht. Kurz
aus der Hüfte geschossen, wurde dann der Ictus, eine Woche nach dem Superbowl,
als endgültiges Ziel für das Frühjahr 2018 auserkoren. Erstens wollte ich diesen
See schon immer mal besuchen, zweitens würden wir dort, wenn schon 2 Wochen
durchgehend fischen, drittens hatten wir sowieso nicht mehr Zeit und viertens
gäbe es ja dort die bereits erwähnte VIP Loge. Quasi das Paradies für senile
Eggstriemhunter. Unkompliziert und dementsprechend schnell war dann über
Fisherman Holidays eine Buchung erledigt worden. Wenn auch der wunderbare,
Altherrnplatz da bereits vergeben war. Trotzdem buchten wir gleich für 14 Tage,
genau den Platz daneben. Die nun anstehenden Vorbereitungsarbeiten wurden
zielstrebig wie immer in Angriff genommen. Das Superbowl Wochenende verbrachte
ich sogar am Virgin und konnte, welch Wunder, ganz nebenbei den ersten Karpfen
2018 fangen, womit wirklich niemand rechnete. Bei knapp 0° im Februar einen 16er
am Virgin zu fangen, fällt schon unter professionelles Glücksbrunzen, aber man
tut was man kann, oder?
Abfahrt
Am 7.2. wurde die finale Ladeaktion erfolgreich beendet.
Der T4 war samt Hänger bis unters Dach vollgestopft mit allerlei Angelgerümpel
und zwei böse feixende Carphunter waren bereit, den dunklen Straßen Europas
das Fürchten zu lehren. Wie wir da die ursprünglich angedachte Vollbedienung in
Sachen Allround-Fischerei unterbringen wollten, bleibt ein nicht weiter zu
erörterndes Mirakel. Tags darauf, knapp nach 9Uhr Früh, wurden die letzten
persönlichen Dinge ins Auto gequetscht und schon saß man im T4 und fuhr
zielsicher gegen Lieboch in die St. Eiermark. Der heimische Oberguru in Sachen
Mörderkugeln für Wahnsinnkarpfen, wurde ja schon Tage davor aufgesucht und
erfolgreich geplündert. Feinste, kugelrunde Konfekte des Onkel Dragon
fristeten, in äußerst dekorativen Kübeln, ihr schaukelndes Dasein im Fon des
oliven Karpfenboliden. Hat irgendwer geglaubt ich würde es wahrhaft wagen, ohne
die Wunderwaffen aus dem Hause Dragon Baits, überhaupt den heimischen Hof zu
verlassen? Das geht ja mal gar nicht, oder? Allerdings, eine solche Reise ohne
Vorsprechen beim steirischen Gottvater der Karpfenfischerei, würde einem
Sakrileg gleich, per heilige Inquisition verfolgt und bestraft werden. So
gesehen kam man nicht umhin auch in Lieboch vorstellig zu werden. Wie immer,
wenn wir zwei im steirischen Luxuspalais der Karpfenfischerei vorstellig
werden, so auch diesmal. Der dortige Empfang ein gar herzlicher, wie eh immer
schon. Es tut einfach gut bei unseren steirischen Freunden auf Besuch zu sein!
Meister Schneeweiß und sein Team sind halt wirklich die Reise wert! Dumm, dass
wir diesmal das Spring Meeting versäumen würden, weil wir ja diesen Trip
machen, aber so hatten wir ein sehr persönliches Meeting, auch nicht schlecht!
Überschüttet mit Glückwünschen infamster Art und Weise, neuesten
Errungenschaften der chemischen Karpfenkriegsführung und dem ein, oder anderen,
total hippen Kleidungsstück war man zwar spät, aber doch, so gegen 17Uhr in
Richtung Italien unterwegs. Im olivgrünen Carphunterboliden roch es nach
fermentiertem Mais, der in Whiskey - Cream - Toffey Aroma gegrillt, zu lange in
Buttersäure verweilt haben dürfte, oben drüber konnte man noch den ein, oder anderen,
halb vergammelten Kopffüßer erahnen, LECKER!!! Mit den neuen Watercraft Kappen
sahen wir zwar aus wie senil bekiffte Spacekids mit viel zu alten Gesichtern,
fühlten uns aber trotzdem nicht unwohl. Kaum überfuhren wir die Grenze bei
Arnoldstein in Kärnten, gerieten wir zum ersten Mal in die Fänge der
italienischen Raubritter. Früher saßen da wenigstens noch Menschen in den
Blechhütten, die dir das schwer verdienten Bare aus der Tasche zogen. Heute
aber, sitzt da nicht mal mehr wer drinnen und kosten tut es auch noch erheblich
mehr als früher. Da kann man seinem Unmut gar nicht mehr freien Lauf lassen,
denn der blöden Maschine ist es völlig egal, wenn man sie Katzelmacher, oder
Scheiß Spagetti schimpft. Die macht einfach den blöden Schranken nicht auf, zahlt
man nicht brav die verlangten Unsummen. Bis an die Cote Azur berappten wir
knapp €100.- und waren uns dort bereits stillschweigend einig, den Heimweg
sicher nicht über Italien zu bestreiten. Nicht zuletzt wegen der wunderbaren
Spezialdiät, die dir Firmen wie Autogrill, gibt es bei uns ja auch
mittlerweile, in Italien ungefragt angedeihen lassen, ist Italien einfach nicht
mehr das, was es mal war. Ich mein ned böse sein, aber wer will ein gegrilltes
Auto??? Wobei, würde das zu Stein gegrillte Panini, nach Alfa Romeo schmecken,
hätte es wenigstens irgendeinen Geschmack. So schmeckt es nach fossilem Brot
gefüllt mit warmen Gummi und Fensterdichtung in blass rot. Rauchen darf man zum
Kaffee obendrein auch nur mehr im Freien. Also bitte, wieso wundert ihr Italiener
euch, dass ihr nicht zur WM dürft? Egal, nur so für´s Poesiealbum, ich liebe
Italien, ja ich bin sogar bekennender Italien Fan, aber wenn sie so
weitermachen, na ja egal..... Irgendwo kurz nach Genua hielten wir und versuchten ein
paar Stunden Schlaf zu ergattern. Da wir wie immer, doch wesentlich mehr
mithatten, als ursprünglich geplant, war gemütlich im T4 Pennen nicht wirklich.
Beaver Love drapierte sich vorne über Beifahrer und Fahrersitz, eingerollt in
seinem Schlafsack und ich versuchte in mehreren Kübeln Dragon Baits und
Watercraft Boilies irgendwie erholsamen Schlaf zu finden. Mein ohnehin nicht
wirklich gesunder Schlafrhythmus geriet in dieser Nacht völlig außer Kontrolle.
Unterbrochen durch etliche senile Pinkelrunden, obwohl ich eigentlich nichts
getrunken hatte, wurde aus diesem Schönheitsschlaf ein “ich ruiniere mir mein
Kreuz gleich für mehrere Tage“ Unterfangen, was ich natürlich erst im Laufe der
folgenden Tage leidvoll erfahren durfte. Der Morgen entschädigte uns mit
Traumwetter und einer wirklich geilen Fahrt die Cote Azur entlang. Wir einigten
uns die kommende Nacht in einem Hotel zu verbringen, was mich ab Montpellier in
mein Handy vertiefen ließ. Beaver Love, sichtlich stolz auf sein Auto, wollte
offenbar sowieso nicht wechseln und so konnte ich zwischen meinen
Hotelsuchaktionen, doch die ein, oder andere, Stunde Schlaf sitzend nachholen.
Irgendwo vor Toulouse,, also keine 200km vor unserem eigentlichen Ziel, war
dann urplötzlich die Autobahn durch brennende Strohballen blockiert und
gesperrt. Bauern mit Traktoren fuchtelten wild mit ihren Mistgabeln durch die
Luft und wir durften gut 50km Freilandstrasse fahren. Wo wir da überall
durchfuhren, es war echt abenteuerlich. Das Navi jagte uns durch Ortschaften,
die ich, obwohl schon oft in Frankreich, so dort nicht erwartet hätte. Alter
Schwede, Freitagabend in Vale de la Kac hat was!! Wirklich super an der ganzen
Geschichte war, dass wir uns Dank der französischen Landwirte in Aufruhr, ein
Gros der zu zahlenden Maut erspart haben dürften. Denn unser in Montpellier
gezogenes Ticket wurde nicht entwertet. Schätz mal, das wären weitere €50.- für
die Raubritter der Autobahn gewesen. Wenn auch diesmal für die Froschkiller,
die bei weitem nicht so zulangen wie ihre Verwandten im Spagettiland! Irgendwo nach Toulouse bezogen
wir ein, für Frankreich typisches, Ibis Hotel in einem Industriegebiet. Der
Traum vom guten Dinner mit erstklassigem Rotwein, wich einem Kurzbesuch beim
McDonalds Visavis und das Bett im Ibis malträtierte mein Kreuz endgültig. Über
das Frühstück dieser Hotelkette gibt es ja schon ganze Bibliotheken voller
Hassrezensionen, das erspare ich mir hier jetzt.
Ankunft am Ictus
Dem Ibis entflohen waren wir gut zwei Stunden zu früh am
Ictus angekommen.
Die Anfahrt selber war ein Klacks und wurde sofort beim
ersten Versuch ohne Fehler absolviert. Da wir sowieso bis 14Uhr auf unser
CheckIn warten mussten, kuppelten wir schnell unseren Hänger ab und fuhren
retour in die Ortschaft einkaufen. Die paar echt notwendigen Dinge hatten wir
in 15 Minuten erledigt und waren erneut um gut eineinhalb Stunden zu früh am
See. Dort gibt es neben dem kleinen Angelgeschäft aber auch ein schönes
Restaurant. Nachdem die letzten zwei Tage kulinarisch ja eher suboptimal
verliefen, beschlossen wir kurzerhand, hier nun ein eindeutiges Zeichen zu
setzen und stapften, reichen Touristen nicht unähnlich, geradlinig ins
Restaurant de Lac. Die freundliche
Kellnerin ist freilich gewohnt, derart gut gekleidetes Publikum in ihrem Etablissement
zu begrüßen. In jedem normalen Restaurant wären wir in unserer
Karpfenfischerkluft sicher hochkantig rausgeschmissen worden. Schnell war das
Rinder Desaster für zwei Personen geordert und entgegen meiner langjährigen
Frankreicherfahrung, waren die Rinderfilets diesmal echt essbar, ja sogar
exzellent gut zubereitet. Normal nenne ich das was die Erfinder der Novelle
Cuisin aus Rinderfilet zelebrieren, ja liebevoll Chewing Gum de Boef. Zu oft
wurde mir falsch geschnittenes, schlecht, bis überhaupt nicht gewürztes, halb
rohes Rindfleisch vor die verwunderten Glubscher gesetzt. Dieses mal aber
nicht! Das Entrecote war perfekt am Punkt, richtig geschnitten, die French
Fries hatten Aufenthalt im heißen Fett und Selbst das Bier war richtig
gut. Voila, ein vielsagender Beginn,
würde ich mal meinen. Obwohl doch irgendwie übernächtig zog es uns post
Nahrungsaufnahme natürlich geradlinig raus auf die Terrasse. Grund für diesen
Drang nach Freiheit war neben dem mittlerweile echt guten Wetter, der
unvermeidbaren Nikotinsucht selbstverständlich auch, die genauere
Inaugenscheinnahme des Gewässers. Beaver Love monierte sofort die Radfahrer und
frischluftfanatischen Spaziergänger, die aus jeder Ecke und hinter jedem
Gebüsch, wie aus dem Nichts, plötzlich manifestiert, des Donaufischers
leidgeprüfte Optik beleidigten, als erste negative Eindrücke. Der Adlerblick
meines Kollegen spähte über den kleinen Ictus Run und wie nicht anders zu
erwarten formulierte er seine Gedanken, spontan und treffend mit “Da will ich
aber nicht fischen!“. Wohl wissend, dass
wir hier vorm kleinen Ictus standen und freilich nicht den kleinen See als
unser Gewässer auserkoren hatten, beruhigte ich meinen Partner mit der
Tatsache, dass wir genau am anderen Ende, des doch recht großen Areals unseren
Platz gebucht hatten. Weiterführend, es obendrein grad Samstagnachmittag war
und bei den momentanen vorherrschenden Wetterbedingungen auch bei uns die
militanten Frischluftfanatiker, wirklich im letzten Winkel der hintersten
Dschungelecke vorstellig werden. Ganz nebenbei, waren am kleinen See gerade
zwei Camps aufgebaut und die dort fischenden Kollegen schienen, ob der
Spaziergänger Schar in ihrem Rücken, keinerlei Ungemach zu erleiden. Kein Wunder
auch, trennte ja ein Zaun die Fischer von den Frischluftfanatikern. Irgendwo
hatte Beaver Love natürlich recht, denn wenn ich mir die Sache genau in
Erinnerung rufe, könnte man böse unken und meinen, Ach wie schön, da kann man
beim Spazieren gehen die grün gekleideten Wilden hinter dem Schutzzaun sogar
lieb füttern, eventuell eine vergammelte Banane reinwerfen und ihnen, ganz
nebenbei, die ein, oder andere PETA Verwünschung um die Ohren prügeln.
Zumindest aber genau zuschauen, was genau diese Angeldeppen da so treiben. Sei
es wie es sei, wir hatten unseren Swim ja noch nicht einmal von weitem gesehen
und bevor wir es nicht genau wussten, wollten wir sicher keine Panik schieben.
Bei der zweiten Verdauungszigarette schlenderten wir gemütlich retour zum Auto,
grübelten über ein mögliches 15Minuten Power Napping, verwarfen eben dieses
aber sofort, als wir Aktion im Tackleshop erspähen konnten. Sofort hatten wir
unsere Buchungspapiere in Händen und liefen im Laufschritt zum Shop. Drinnen
wurden wir sehr freundlich begrüßt und sofort mit allen wichtigen Details in
halbwegs verständlichem Englisch konfrontiert. Am Ende war alles exakt wie vom
Reiseveranstalter angekündigt. Wir wurden sogar mit Kappen und Gratisfutter
versorgt.
Robeeeer, oder wie auch immer der gute Mann wirklich hieß, zeichnete
uns nebenbei am Plan sogar ein, wo im Moment am ehesten mit Fischen zu rechnen
wäre, in unserem Seeabschnitt. Äußerst positiv auch die Mitteilung, dass
momentan relativ gut gefangen wird, ja auf unserem Swim letzte Woche sogar zwei
+30kg Fische erfolgreich gelandet wurden. Derart aufgegeilt, war es kein
Wunder, dass wir möglichst schnell zu unserem Platz wollten. Ausgerüstet mit
allen Infos, Glückssagungen, Fahrradzugang und WC-Schlüssel trabten wir zur
oliven Rennmaschine, kuppelten den Hänger erneut an und ab ging es durch die
Botanik auf zu unserem Swim.
Platz6 am Ictus
Jep, die große Ictus-Lacke ist wirklich groß! Von der
Rezeption fährt man gut 10 Minuten bis ans untere Ende des Ictus Carpe, wie
Einheimische die Lacke nennen.
Die Plätze sind durch die Bank mit großen Tafeln
gut gekennzeichnet und wie am kleinen See auch, trennt ein Zaun samt
Gartentüre, die Außenwelt vom Eggstriemhunter, gut so! Nun ging es an Errichten
des Carpmob Camps. Eine wahrhaft schweißtreibende Tätigkeit, weil zwischen Auto
beziehungsweise Hänger und Zeltplatz,
galt es gut 50 Meter morastigen Abhang zu überwinden.
Mein in Anspruch
genommenes Kreuz war ob dieser Tortur nicht wirklich hilfreich und meldete sich
in kürzer werdenden Abständen mit recht unangenehmen Stechen, wenig oberhalb
der Hüfte. Beaver Love erduldete mein Gejammer heldenhaft und übernahm das Gros
der Aufbauarbeiten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Wir hatten neben
dem neuen Fox Retreat 2Mann, auch noch das Screen House als Koch und Tageszelt
dabei, erbauten nebenbei natürlich eine Sky Empfangsanlage, weil Carpmob ohne Sports
TV, geht gar nicht und im Kochzelt war neben Heurigen Garnitur auch noch ein
recht umfangreicher Küchenbereich aufzubauen.
Kurz und gut, bis alles wirklich stand wie es stehen sollte, brach
bereits die Dämmerung über uns herein.
Auf große Lot und Spotsuche Aktionen verzichteten wir für die erste
Nacht sowieso. Wir hatten ja noch 14 Nächte vor uns, die Liegen riefen gar
zuckersüß und den ersten französischen Wein wollte man ja auch mal kosten.
Ergo, warf ich meine 3 Baits jeweils mit einem PVA Sackerl, mehr oder weniger
blind in den Ictus. Beaver Love ging zwar etwas profunder zur Sache, aber von
echt genauem Ablegen konnte auch er nicht ernsthaft sprechen.
Ich zelebrierte
Berner Würstel in Backteig als Nachtmahl, wenig später lagen wir dann schon in
den Liegen im Zelt und konnten verdutzt feststellen, dass die Olympiaabfahrt
abgesagt worden ist. Normal hätte mich das schon geärgert, diesmal aber war ich
nicht unglücklich, eben nicht um 3 Uhr fernsehen zu müssen.
Day two
Erholt und gestärkt vom gesunden Schlaf in frischer, den
Pyrenäen geschuldeter, ja schon fast alpiner Luft, erwachte man so gegen acht
Uhr Früh. Ins Freie torkelnd, zwar in netter Sonne gebadet, aber irgendwie
leicht irritiert von der, die Umgebung durchgehend bedeckenden, gut 2cm dicken
Eisschicht, wurde nun doch relativ fröstelnd, das umwerfende Panorama
begutachtet. Das kann echt was, so ein Blick über einen See auf schneebedeckte,
blitzweiß in der Morgensonne gleißende Gipfel.
Bevor nun der komplette
Angelwahnsinn in voller Breite über uns hereinbrach, war zuerst mal Kaffee
angesagt. Der Whiskey-Creme-Likör und die White Choclate Craneberry Cookies
versüßten uns die Plörre derartig herrlich, dass sogar Beaver Love sein, für
das Wohlbefinden der Darmflora angedachte Teegebot, sausen ließ und sich total
dem ungesund bösen Koffein hingab. Also,
auch der polnische Biberfreund ist nur ein Mensch, wer hätte das gedacht? Kaum
waren die letzten Tropfen vom schwarzen Lebenselixier den Gaumen hinunter geflossen,
widmeten wir uns vollständig der Fischerei. Vorerst galt es alle Ruten
einzuholen, neu aufzubauen und hernach per Echolot peinlichst genau abzulegen.
Dank unserer Freunde von Watercraft und Dragon Baits stand uns ja ein Arsenal
an Ködern zur Verfügung. Von Dragon Baits hatten wir Whiskey&Cream
14mm, Banane Riverrange 24mm und 16mm,
Dragonblood Dumbells 20mm, HN1 20mm, Green Bug 24mm, Black Pearl 20mm, diverse
Soaks, Green Bug Pellets und DB Popups in passenden Geschmacksrichtungen am
Start.
Neben unzähligen Popups diverser Fabrikanten, standen von Watercraft
zusätzlich noch die Boilies Krill Carp Machine 20mm, Scopex Chicken Buttercream
15mm, Caribean Dream in 15mm und Fortuna HR17 20mm zur Verfügung. Außerdem hatten
wir noch jeweils von Caribean Dream und Scopex Chicken Buttercream die passenden
Wafters, Paste, Pellets und Dream Boost Liquids dabei. Ganz nebenbei auch noch
einen Sack fermentierten Mais von Watercraft und natürlich die unvermeidbaren
Mango/Peach Boilies für Beaver Love. Ein großer Sack Halibut Pellets vom Ictus
Geschäft und diverse gesoakte Lagerhaus Pellets waren auch noch vor Ort. Jetzt,
so beim Drüber lesen, könnte man meinen, wir hätten eine mittlere Hungersnot
auch adäquat bekämpfen können. Wir einigten uns vorab mal, wirklich 6
verschiedene Baits auszubringen und wie immer Run to Run zu fischen. Nach dem
ersten Fang, den jeweils der Ruteneigentümer zu vollziehen hatte, würden wir
uns dann weiterführend über die Köderwahl unterhalten. Die ersten Montagen versahen wir jeweils mit großem
PVA-Sack, gefüllt mit passend gesoakten Pellets und zerkleinerten Boiles. Zum
Einsatz als Bait selber kam vorerst, fermentierter Mais mit Popup, HN1,
Whiskey&Cream mit Popup, Scopex Chicken Buttercream, Doppel Dragonblood,
Krill Carp Machine mit Popup. Beaver Love wollte seine erste Montage mitten im
See 20m links der Zentrumsboje, #2 exakt neben eben dieser und #3 im Nahbereich
direkt an der Grenze unseres Swims ablegen. Ich hatte vor meine drei Montagen
am rechten Ufer entlang, in unterschiedlichen Tiefen auszubringen. Sofort als Beaver Love dann das Echolot zum
ersten Mal einschaltete wurde uns bewusst, dass hier nicht eine, oder zwei
markante Stellen zu finden waren, sondern vielmehr ein Meer an Spots unter der
Wasseroberfläche auf uns wartete. Direkt vor unserem Swim fiel der Grund innerhalb
von 1 bis 2m fast senkrecht auf 9,5m ab, danach waren dann viele, wellenförmige
Unterwasserhügeln, zwischen 30 und 100cm Höhe auszumachen. An unserer
Gebietsgrenze, in der Mitte des Sees, waren dann auch noch richtige Plateaus
auszumachen, die bis knapp 2m unter die Wasseroberfläche reichten. Gerade noch
in unserem Teil befand sich ein relativ kleines, spitzes, Plateau, wenige Meter
neben der Mittelboje. Diese Plätze, also das Plateau in der Mitte, der ufernahe
Spot neben Beaver Love und meine komplette Uferseite, waren exakt die Hotspots,
die uns der Ictus Guide am Vortag empfohlen hatte. Wie immer in fremden Landen,
verlassen wir uns gerne auf die Ratschläge der Locals, ja wir ziehen sie ihnen
notfalls sogar aus der Nase, so auch diesmal. Kaum war Beaver Love mit seiner
Auslegetätigkeit fertig, durfte ich die fragwürdige Plastikjolle besteigen.
Immer wieder schön für mich, wenn ich mit einem instabilen Plastikboot der
Micky Mouse Klasse vorliebnehmen darf.
Allein das Einsteigen ist schon
abenteuerlich. Jede Bewegung nach links oder rechts kippt das Boot bis zur
Wasseroberfläche und an aufrechten Stand im Boot ist in meiner Gewichtsklasse
sowieso nicht zu denken. Na ja, da war ich eben halt mal langsam und vorsichtig
zugange, was soll´s. Gegen Mittag war dann alles so ausgebracht wie wir uns das
vorstellten. Die Baits lagen auf den schon beschriebenen Spots und jeweils
wurden noch ein zwei Hände Halibut Pellets drüber gefüttert. Alle notwendigen
Bootsfahrten sind ohne Zwischenfälle durchgeführt worden, ja man könnte sogar
sagen, die Plastikjolle und ich sind Freunde geworden, wenn das auch ein wenig
übertrieben erscheint. Als mittlerweile doch recht erfahrene Karpfenjäger,
gewaschen und gestählt durch so manch, wirklich schwieriges Gewässer, wissen wir
ja, dass schneller Erfolg nie, bis ganz selten passiert. Gerade an großen
Gewässern, sind 48 bis 72 Stunden ohne Biss keine Seltenheit, beziehungsweise
normal. Nimmt man nun auch noch die Tatsache her, dass wir Anfang Februar
hatten, was ja nicht gerade der absolut besten Zeit in Sachen Karpfenfischen
entspricht, so war klar, dass Geduld oberste Priorität besaß. Bei geführten
Gewässern kann man sich, meiner Meinung nach, sehr gut und bequem auf die
Guides verlassen, denn die sagen ohnehin genau Bescheid, wann ein Platzwechsel
Sinn macht. Liegt auch in der Natur der Sache, denn wer nicht fängt und sich
obendrein gar nicht gehostet fühlt wird nur selten erneut buchen. Da Robere bei
unserem Empfang, ähnlich klingend, bereits kundtat, dass wir jederzeit moven könnten,
sie ohnehin täglich vorbeischauen und man dabei etwaige Wünsche diesbezüglich
gerne äußern könne, war unser Geduldsniveau unerhört hoch. Links von uns war
ein britisches Team zugange und rechts waren sogar zwei weitere Camps aktiv.
Die ursprünglich angedachte Taktik im tiefsten Teil des Sees zu fischen, dürfte
offenbar wirklich nicht verkehrt gewesen sein. Die Sonne setzte der ganzen Geschichte, fast schon surreal, ein Sahnehäubchen auf,
denn mittlerweile hatten wir gut 20° und lungerten in T-Shirts herum. Dieser
Sonntag verging wie im Flug. So gegen 18Uhr kochte ich Linguine mit
Champignons, Zwiebel und Käse als Abendessen. Wenig später genossen wir eben
dieses mit einem gepflegten Gläschen Rotwein, ich glaube es war ein Cour de
Mandelotte, oder Ähnliches. Mit dem Rest der Flasche und einer weiteren begaben
wir uns ins Retreat, schalteten den Fernseher und die Heizung ein und
entschlummerten kurze Zeit später.
Day three&four
Montag verlief ereignislos. Abgesehen von jeweils einer
Futter-Ködererneuerungsrunde, abendlichen Steaks, grünem Veltliner, Cote de
Rhone Rotwein und ein paar erheiternden Gläsern Glenfidich, passierte weiter
nichts Erwähnenswertes. In der Nacht hatten wir Fischkontakt! Warum ich das
nicht gesondert erzähle, liegt schlicht und ergreifend an der Art Fisch, die
wir da fangen durften. Normal würde ich es ja gar nicht erwähnen, da sie aber
jeglichen anständigen Rahmen sprengen dürfte, so gesehen unter Mutation fällt,
will ich sie hiermit erwähnt haben. Die Brasse war gut 60cm lang und makellos!
Sie vergriff sich natürlich an Beaver Loves Maiskette, war auch nicht anders zu
erwarten, oder? Schleimi zieht weiterhin seine Runden und verbreitet
Unwohlsein. Dienstag dann der gleiche unerfreuliche Ablauf. Na ja, um ehrlich
zu sein, bis auf fehlenden Fischkontakt fehlte es uns an gar nichts. Beaver
Love war zumeist vertieft in seinem Handy in irgendeinem prähistorischen
Fantasieschlachtfeld, ich versuchte eine Art Live Berichterstattung im
Carphunter Forum und hielt brav per Whatsapp diverse Kollegen zuhause am
Laufenden. Zwischendurch genossen wir die Sonne, die damit einhergehenden
frühlingshaften Temperaturen und wenn gerade etwas Interessantes in Korea
passierte, waren wir mit unserem Sky Receiver voll live dabei. Beaver Love
hatte am Nachmittag kurzen Fischkontakt, der sich leider im Todholz
verabschiedete. Was es genau war bleibt uns somit verborgen. Beaver Love meinte
er habe zwar kurz Widerstand gespürt, aber im selben Moment war es auch schon
wieder vorüber. Der Spot beim Todholz, rechts neben Beaver Loves Pod wurde dann
auch nicht mehr befischt von uns. Zu groß das Risiko hier erneut einen Fisch zu
verlieren und bei der Fülle an Spots auch gut verkraftbar. Mein Kreuz nervte
mich weiterhin und am Dienstagabend vollführte ich den ersten ernsthaften
Versuch meine Liege dem ruinierten Kreuz anzupassen. Was mir so beim fünften
oder sechsten Anlauf dann sogar gelang.
Am späteren Abend kredenzte ich
Kartoffelauflauf mit Käse, ergötzte mich erneut am grünen Veltliner und Beaver
Love köpfte seine letzte Flasche Rotwein.
Day five
Unser fünfter Tag am Ictus war vorerst relativ trüb und
nasskalt. Selbst Queen Magret, so heißt der Sahne Likör nämlich, im Kaffee
wollte kein Glitzern am Firmament erzeugen. Nach der zweiten Tasse Custom
Plörre erbarmte sich irgendwer da oben und ließ doch die Sonne durchschimmern.
Beaver Love beschloss sofort den bremsenlosen Mietdrahtesel zu besteigen, um
vor zum Hauptquartier zu radeln. Dort wollte er neben weiterführenden
Lebensmitteleinkäufen auch die sanitären Anlagen besuchen, begutachten und
hernach benutzen. Auch ein Pole will gepflegt sein. Ich hielt derweilen die
Stellung und grübelte bereits über alternative Köderpräsentationen, weil bis
auf die Brasse, sahen wir ja noch ziemlich dumm drein. Mitten im kreativen
Grübeln meldete sich mein rechter Delkim mit einem einzelnen Piep. Wenn man
schon gut 100 Stunden ungepiepst herumlungert, wirkt so ein Single Piepser fast
wie Kokain und dementsprechend motiviert verließ ich das Screen House. Draußen
angekommen lief die Schnur nun richtig ab und mein Bissanzeiger intonierte
meinen absoluten Lieblingssong. YES, da hängt einer! Der Fisch bis auf die HN1
in circa 10m Tiefe und zog nun stur in Richtung Seemitte. Mir war schnell klar,
dass dies kein wirklich Großer sein konnte. Zu flink und zu wenig
Brachialgewalt war da am Werk. Ich ließ den Fisch schön gegen die Rute werken,
weil ich wusste ja bereits, dass auf meiner Seite, direkt vorm Pod überhaupt
keine Hindernisse im Wasser waren. Prima, der erste Ictus Karpfen am Band, das
Wetter war auch gut und alles schien genau wie im Reiseführer aufgemalt,
einfach perfekt also. Weniger perfekt war, als mir bewusst wurde, dass der
Kescher 20m rechts auf der Abhakmatte lag und zwischen mir und der Matte ein
halb im Wasser stehender Baum jedes einfach rüber Gehen unmöglich machte.
Verdammt, wieso hatten wir nicht beide Kescher aufgebaut? Ich überlegte
mittlerweile die Rute im Freilauf einfach am Pod abzulegen, einen Kurzsprint
zum Kescher zu starten, um anschließend die Landung zu vollziehen. Was
zugegeben relativ riskant erschien, aber wahrscheinlich der einzig gangbare Weg
gewesen wäre. Gerade als ich mir einreden wollte, dass dies schon irgendwie
klappen könnte, sah ich den olivgrünen Bus um die Ecke kommen. Mein
sonnenbebrillter Kollege grinste hinterm Lenkrad relativ verständnislos hervor
und es dauerte, für mich zumindest, eine kleine Ewigkeit, bis er die Sachlage
richtig verstand. Als dies geschehen war, funktionierten wir wieder wie eine
bestens geölte Maschine. Beaver Love stand mit dem Kescher vor mir und ich
dirigierte den Karpfen wenig später in die Maschen unseres Keschers. Mit gerade
mal 8Kg war es zwar kein Riese, dafür aber ein wirklich hübscher, makelloser
Ictus Spiegler. Bann gebrochen, da sind doch Karpfen im Wasser,
YES!!! Sofort
wurde dieser Erfolg in allen Medien geteilt. Ein Fisch war auf der Habenseite,
die Vorratskammer war frisch gefüllt mit französischen Köstlichkeiten,
flüssiger, wie auch nahrhafter Art und noch 9Tage Zeit für weitere Karpfen.
Herz was willst du mehr? Ich brachte meine Montage erneut aus und vor lauter
Begeisterung hätten wir fast vergessen einen flotten weißen Spritzer zu
trinken. Na klar, wer´s glaubt wird selig, wie wenn ich das schon jemals
vergessen hätte.
Wir zelebrierten gerade eine französische Brettljause vom
Feinsten, als wie aus heiterem Himmel Beaver Loves rechte Rute ablief. Die
neuen Fox Bissanzeiger überschlugen sich fast. Schnell war auch klar, dass hier
ein besseres Format am Band hing. Schwerer träger Widerstand gepaart mit sturem,
aber kraftvollem Zug verspricht immer größere Kaliber. Beaver Loves Nash Rute
verbog sich schön bis ins Handteil und der Fisch legte mehrere Sprints ein,
welche die Rolle meines Kollegen laut singen ließen. Als ich den Fisch dann zum
ersten Mal sehen konnte, stieg gleich mal gewaltig der Blutdruck. Uiiiii, guter
20er, war das Erste was ich meinem drillenden Kollegen, über die Schulter berichten konnte. Vorerst wollte Beaver Love
das aber gar nicht hören, zu oft geht ja gerade im letzten Moment noch was schief.
Diesmal aber nicht! Wie im Bilderbuch führte mein Partner den Karpfen über den
Rand des Keschers. Da hätte man auch gleich ein Lehrvideo draus machen können.
Auf der Matte dann, war schnell klar, dass dieser Fisch wirklich gut im Futter
stand. 23,8kg erneut auf Maiskette. Wer sagt da was gegen Oldschool Köder?
Nun
war wirklich breite Zufriedenheit im Carpmob Camp spürbar. Die vier Tage ohne
Karpfen haben sich offenbar ausgezahlt. Fische auf unseren nur spärlich
befütterten Spots, die offenbar gerade zu fressen beginnen, Proviant vom
Feinsten im Camp, es regnete zwar ein wenig, aber das für die nächsten Tage
prognostizierte, dann bessere Wetter, war auch auf unserer Seite. Also, alles
wie im Reiseführer beschrieben, Klasse!
Day six
Strahlender Sonnenschein trieb uns ins Screen House zu
Kaffee und Cookies. Beim Frühstück selber diskutierten wir über die hier doch
sehr schnell ändernden Wetterverhältnisse. Die
IPhone Wetterfrösche ändern hier wirklich im Minutentakt die aus dem
Kaffeesud herausgelesenen Langzeitprognosen. Echt jede Stippvisite im
Wetterprogramm verhieß ergo neues Wetter, die kommenden Tage betreffend. Mal
war die Rede von vier Regentagen, dann hieß es wieder, es würde nur einen Tag
nass werden und danach nur mehr sonnig. Zehn Minuten später revidierten sie
wieder alles und prophezeiten einen Temperatursturz. Einzig richtig im IPhone
war die momentane Wetterlage, beziehungsweise was innerhalb der nächsten zwei
bis drei Stunden zu erwarten war. Prinzipiell war uns im Moment auch jede Wetterkapriole
mehr oder weniger egal, denn so lange die Fische beißen, kann Petrus doch machen was er will, oder? Die wie immer mit
Queen Magret verfeinerte Plörre mundete gar wunderbar. Noch am Frühstückstisch
sortierte ich feinsäuberlich, gerade erst entstandene, neue Montagen für den
anstehenden Baitwechsel, als erneut ein Fox Bissanzeiger unser Lieblingslied
trällerte.
Diesmal war ich mit Beaver Loves Rute an der Reihe und mein Kollege
brüllte mich schon fast aus dem Screen House hinaus ins Freie. Der Fisch hatte
sich, mittig vorm Plateau in knapp 9m Tiefe, an einer Whiskey Cream Kugel
vergriffen und fühlte sich vorerst relativ gut an. Die doch erheblich feineren
Ruten meines Langzeitpartners ließen mich vorerst keine Prognosen äußern, denn
zu selten halte ich 12“ Karpfenruten, noch dazu unterhalb von 4lbs Aktion, in
Händen. Normal fische ich ja 10“ mit 3lbs am Virgin, oder 13“ mit 4lbs bei
Cups, oder eben hier. Was ich nun spürte fühlte sich gut an und viel mehr
wollte ich vorerst ja auch gar nicht wissen. Auffällig, wie bei beiden
Vorgängern, war schon mal, dass die Karpfen hier, durch die Bank, eher von
kräftiger Natur sein dürften. Ich wagte dann doch eine Vorhersage und monierte
kurz, aber nur leise zwischen den Zähnen hervorgezischt, hier einen 20er am Band
zu haben. Schon klar, sämtliche Vorhersagen sind nur soviel wert, wie die
Reuben dann am Schluss auch real anzeigt. Für mich ist dieses vorab das Gewicht
schätzen, aber fixer Bestandteil, oder besser gesagt, die Lieblingsmarotte beim
Drill. Der Fisch zog hin, ich zog her, dann wechselten wir, aber Blödsinn. Es
war einfach cool, hier direkt vor unserem Swim gab es Null Hindernisse, der
Grund fiel innerhalb eines Meters fast senkrecht auf knapp 10m. Der Boden
selber war größtenteils schotterbedeckt und so lange der Fisch mittig vor uns
blieb, konnte eigentlich nichts schief gehen. Gefährlich wäre es nur, würde der
Fisch es schaffen den gut 40m breiten, hindernisfreien Freiwasserbereich vor
uns zu verlassen. Jeweils linke und rechts gab es zuerst Schilf, gefolgt von
überhängenden Büschen und umgeknickten Bäumen im Wasser. Wichtig war also, dass
sich der Karpfen schön mittig austoben konnte, aber keinesfalls seitlich
ausbricht. Die Franzosen reagieren auch nicht anders als unsere Saugdeppen.
Sobald der Fisch also Anstalten machte nach rechts zu ziehen, musste ich nur
ebenfalls flott nach rechts ziehen und schon änderte er sein Vorhaben wieder.
Mein Gegenüber zog zwar nach wie vor stur und kraftvoll an der Leine, ich
konnte aber schon gut spüren, dass der Fisch demnächst weiß zeigen würde. Zwei,
drei seitliche Ausreißer später war er dann an der Wasseroberfläche und ließ
sich brav über den Kescher ziehen. Beaver Love zog die Kescherbügel ab und
hievte den Spiegler auf die Matte. Beim Hochheben schon gab mir mein Partner
nickend, bezüglich meiner vorab getätigten Gewichtsschätzung recht. Bei exakt
20kg pendelte sich die Waage ein und für mich war es das auch schon. Egal was
jetzt noch kommen würde, Frankreich ich bin zufrieden, danke!
Ganz so drastisch
phlegmatisch nahm ich es freilich auch wieder nicht, denn wenig später war ich
schon wieder sehr enthusiastisch beim Neubeködern, eh klar. Beaver Love brachte
dann die Montage wieder exakt an dieselbe Stelle, während ich mich in der
Feldküche erneut verwirklichen durfte. Diesmal gab es Pasta mit Shrimps. Ich
probierte den ersten französischen Weißwein, der mir schlussendlich nur wenig
Freude bereitete. Veltliner haben die nicht und was sie stattdessen empfohlen
haben, war ein gar trauriger Tropfen, aber egal. Beaver Love köpfte eine
Flasche Cote de Rhone und die entschädigte für so manch süßen Weißen. Kaum
waren die Meereskakerlaken auf Teigwaren gegessen schrie der nächste
Bissanzeiger und diesmal war wieder der polnische Biberfreund an der Reihe.
Wenig später kescherte ich einen weiteren drallen Spiegler, nur um keine
20Minuten später erneut selber drillen zu dürfen.
Beide Ruten brachten wir
nicht mehr aus, weil wozu der Stress, wir waren ja auf Urlaub.
Die Fische
dürften den Spot von Beaver Love nun richtig frequentieren und wer drillt schon
gerne in der Nacht, vor allem wenn es ohnehin relativ frisch ist. Mit einer
weiteren Flasche Cote de Rhone bewaffnet bezogen wir das Schlafzelt, zündeten
die HPV und starteten die Sattelitenempfangseinheit. Innerhalb weniger Minuten
zollten wir dem erfolgreichen Tag Tribut und schnarchten trotz bester Champions
League Unterhaltung um die Wette. Kurz
vor 1 Uhr Früh schrie dann erneut ein Fox Bissanzeiger und Beaver Love durfte
einen Spiegler, der fast gleich breit, wie hoch, wie lang war fangen. Ein
Kofferfisch im besten Sinne.
Alle drei polnischen Ruten waren nun an Land und
einem erholsamen Schlaf stand nun nichts mehr im Wege.
Day seven
Eigentlich mehr als zufrieden öffnete man im warmen
Retreat die Äuglein, wäre da nicht das stete Zeltdachgetrommel gewesen, hätte
man von fast paradiesischen Zuständen sprechen können. Der wage Blick in den
IPhone Wetterkaffeesud verifizierte prompt, Regen seit gut 2 Stunden und auch
kein Land in Sicht für weitere 3 Tage. Na ja, bis dahin haben die Prognosen ja
nur einige Stunden standgehalten, wieso soll das jetzt anders werden? Im
Rekordtempo übersiedelte man ins Screen House zur Audience bei Queen Magret.
Blöd nur, dass der kleine Gaskocher wieder mal zur Meuterei aufgerufen hatte.
Beaver Love, stolzer Besitzer der Geoff Anderson Vollregenbekleidung, opferte
sich heldenhaft und schloss Heizungsgas auf Kochgas um, oder war es andersrum,
wer weiß? Egal wenig später gurgelte die Kaffeemaschine bereits und mein
Kollege konnte gar seltsame Geschichten erzählen, die ihm während er draußen
zugange war wieder fuhren. Irgend welch gar seltsames Wassergetier habe am
Rande seines Blickfelds unseren Swim passiert. Er monierte vorab Ente, bei
näherer Betrachtung glaubt er dann einen Biber zu erkennen, um schlussendlich
auch dies zu verwerfen. Da rundum nirgendwo vom Biber angenagte, oder
umgefallene Bäume auszumachen waren, einigte man sich final auf Bisamratte,
oder Nutria.
irgendwann dann doch erwischt, das Tier, wenn auch weit weg |
Neben dem anhaltenden Dauerregen setzte nun auch noch steifer,
kalter Wind ein, was das notwendige Auslegen, der mittlerweile vier, am Zelt
lehnenden Ruten deutlich erschwerte. Erneut durfte mein bestens gekleideter
Kollege die Dichtheit seiner Luxusbekleidung, zähnknirschend unter Beweis
stellen. Als er seine drei Baits ausgebracht hatte, legte sich der Wind und
auch der Regen ließ plötzlich nach, was mich fett grinsend meine zwei neu
beköderten Ruten im Trockenen ausbringen ließ. Kaum war ich wieder an Land
schüttete es erneut wie aus Eimern.
Danke Petrus, so soll es sein! Weniger gut war unser Mann da oben dann
untertags, denn es tat sich gar nichts. Kein Pieper, keine Sonne nur stetes
Getrommel vom Regen, super! Nach einer kurzen Inspektion der Vorräte, einigte
man sich den fälligen Einkauf auf Montag zu verschieben. Wir hatten ja auch wahrlich
genügend Proviant und auch der Traubensaft würde bis Montag reichen. Man war
trotz der wirklich nassen Bedingungen vorm Zelt ja bester Dinge hinsichtlich
der Fischaktivitäten und dementsprechend zuversichtlich. Diese Zuversicht war
auch keineswegs erschüttert als man bar jeder Aktion abends wieder das Retreat
bevölkerte. Kaum lagen wir in unseren Liegen schellte auch schon der Fox von
Beaver Love los. Warm, vor allem aber trocken, angenehm im Schlafsack
eingerollt rief ich meinem Kollegen nur hinterher, er solle mir Bescheid geben,
sollte er mich wirklich brauchen. Keine 5Minuten später reif mich Beaver Love
raus ins Nasse. Als ich endlich in Schuhen draußen war, konnte er mir,
sichtlich verstört, nur mehr eine abgerissene Montage präsentieren. Mit den
Worten, der hätte mir fast die Rute aus der Hand genommen und ich konnte ihn
nicht halten, kommentierte mein Kollege das eben erst Geschehene äußerst
dramatisch. Na ja, was soll es, da hätte meine zeitigere Anwesenheit auch
nichts gebracht. Dürfte eben ein rabiater Fisch gewesen sein, oder aber so wie
Beaver Love wenig später orakelte. Diese dumme Bisamratte war in der Schnur.
Who knows? Kurz vor Mitternacht schrie erneut ein Bissanzeiger und mein
polnischer Nagetierfreund verließ flott seinen Schlafsack. Wenig später war ich
dann auch draußen und konnte beim Landen des außerordentlich langen Spieglers
helfen. Wir tauften diesen Fisch sofort E-Type, weil irgendwie erinnerte diese,
mehr als gestreckte Körperform an die lange Motorhaube des legendären Jaguars.
Feucht aber glücklich, klingt fast wie im Porno, ging es retour ins Warme und
innerhalb weniger Minuten wurden die Fichtenmopeds gestartet und heftigst am
Regenwald gesägt.
Day
eight and nine
Der Samstagmorgen begann nass, weil regnerisch und
wie immer mit einem Vorsprechen bei der
Queen. Nur diesmal war die Visite eher von der sparsamen Sorte. Unser flüssiger
Zuckerersatz neigte sich dem Ende entgegen und ganz nebenbei durfte ich auch
noch feststellen, dass die Milch aus war und auch das französische, sowieso für
unzureichend befundene Veltliner Substitut kaum bis Montag langen würde. Mein
sorgenvoller Augenaufschlag, gepaart mit einem sehr hilflosen Seufzer, dürfte
Beaver Love nicht entgangen sein. Kann aber auch gut sein, dass er sich dachte,
bevor ich mir das nüchterne Gelaber vom Dicken bis Montagmorgen anhören muss,
geh ich lieber mal neuen Wein besorgen. Sei es wie es sei, wenig später schmiss
er sich seine Regenkombi, sattelte den Drahtesel und ritt dem schlechten Wetter
davon, oder eher entgegen. Als er gut eine Stunde später, mit allen Köstlichkeiten ausgestattet
per Auto wieder retour kam, beschlossen wir angesichts der Wetterlage, den
Wagen nicht wieder gegen das Fahrrad zu tauschen.
Der Schotterweg zum Parkplatz,
war derart überflutet, dass mein armer Kollege, vor lauter Wasser den
eigentlichen Weg nicht mehr sehen konnte. Mit dem bremsenlosen Drahtesel
französischer Machart ein wenig erfreuliches Unterfangen. Im nun wesentlich
schlechteren Wetter, dürfte auch der Appetit unserer Zielfische nachgelassen
haben, denn bis auf eine verirrte Brasse, fingen wir bis einschließlich
Sonntagnacht nichts mehr.
Day
ten, eleven and twelve
Business as usual, würde ich das normalerweise nennen. Um
es kurz zu machen, es regnete, mit nur wenigen Pausen, mehr oder weniger durch.
Der Boden unseres Swims verwandelte sich in eine Morastwüste, das Wetter war
bescheiden und die Karpfen waren einfach unauffindbar. Weder im Tiefen, noch im
bei uns zugegeben, sowieso nicht sehr ausgeprägt vorhandenen Flachen, tat sich irgendetwas.
Die Feldküche entschädigte uns aber mit allen möglichen lokalen Schmankerln und
der neue, für gut befundene, Veltliner Ersatz ließ mich das Jammertal der
erfolglosen Fischerei heldenhaft ertragen. Beaver Love hatte ja seinen
“magnific“ Rotwein und war so gehen ohnehin halb glücklich. Auch wenn es für
Nichtangler sicherlich seltsam klingt, aber wir waren trotz anhaltender
Bissflaute bester Dinge. Erstens, hatten wir ja bereits gefangen, zweitens
standen ja noch etliche Stunden Fischen am Programm und drittens verhieß der
Wetterbericht, wenn auch immer wieder nach hinten verschoben, deutlich besseres
Wetter. Ganz nebenbei versäumten wir ja weder Olympia, ATP in Rio, noch UEFA
Champions League, also worüber beschweren?
Day
thirteen
Punkt
0Uhr meldete sich mein linker Delkim mit einem einzelnen Pieper. Wir wurden
beide aus feinster Lethargie, oder besser sabberndem REM Schlaf gerissen. Im
grauen Halbschlaf, geistig noch nicht ganz auf der Höhe konnten wir wenig
später, weitere Piepser vernehmen. Sofort war mein Kollege im Besitz aller
seiner Sinne und verließ flugs die Hütte. Ich brachte nur, “wenn es ernst ist
sag Bescheid“ zustande und fiel auf halben Weg retour ins Bett, oder besser,
zurück in die Horizontale. Wenn sich tagelang nichts, oder nur sehr wenig tut,
bin sogar ich irgendwann halbmunter, regt sich auch nur ein Lüftchen von Biss.
Demzufolge war ich zwar noch in meiner Liege, aber doch auch gespannt, was da
draußen nun so vor sich ging. Seitlich mehr lehnend, als liegend, beobachtete
ich Beaver Loves Bemühungen der Lage Herr zu werden. Am See selber konnte ich
schemenhaft emsiges Treiben ausmachen und fragte zunächst mal, ob es sein kann,
dass unsere Kollegen im Boot am See da draußen meine Angel eingefangen hätten.
Beaver Love murmelte zunächst Unverständliches, aber wenig später konnte ich,
“Ich weiß nicht was da ist“ vernehmen. Da noch immer relativ hektische
Kopflampenaktivität am See auszumachen war, manifestierte sich für mich, dass
hier eindeutig eine Kollege links von uns, meine Schnur erwischt haben dürfte.
Ich riet meinem Partner, relativ entspannt aber doch bestimmt, einfach den
Freilauf einzuschalten und ja keinen großen Druck auszuüben, weil sonst würde
er möglicherweise die Leine unserer Kollegen kappen. Beaver Love beantwortete mein
Ansinnen, mit einem wenige erfreuten “Mach ich eh die ganze Zeit“. So ging es
dann sicherlich gut 10Minuten weiter, ohne das auch nur ein Anflug von Änderung
der Situation eintrat. Meine Winston war dann fertig geraucht und nun war es
für mich an der Zeit, hier mal ernsthaft nach dem Rechten zu sehen. Kaum war
ich nur mit Pullover bekleidet vorm Zelt, traf mich schon die Temperaturkeule.
Verdammt es hatte, Wenn überhaupt, bestenfalls –4°, eisig also. Neben meinem
Pod angekommen, sah die Sache dann freilich ganz anders aus. Die am Wasser
aktiven Kollegen konnten unmöglich in meiner Leine hängen, denn die waren gut
200m weit weg von meinem Spot. Das hat im Zelt freilich völlig anders
ausgesehen. Beaver Love, sichtlich schon halb erfroren, monierte nun, dass er
doch Widerstand spüren konnte und manchmal den Eindruck habe, da würde etwas
sehr Großes dran hängen, er sich in seinem Tun, aber alles andere als sicher
fühlen würde. Ich fragte in kurz und bündig, ob ich weiter machen soll. Ohne
auch nur mit der Wimper zu zucken, übergab mir mein polnischer Kollege meine
Angel, mit den Worten, “ruiniere dir deine Rute lieber selber!“.
Im
nachhinein betrachtet, hätte ich exakt das Gleiche getan, wäre ich an seiner
Stelle mit seiner Angel zugange gewesen. Run to Run, ist ja an sich eine sehr
feine Sache, aber wenn es derart ans Materialvernichten geht, will auch ich
nicht fremdes Gerät in Händen halten. Egal, wir fischen nun ja schon sehr lang
als Team, wer jetzt welchen Fisch gefangen hat, spielt schon lange keine große
Rolle mehr und genau so soll das ja auch sein und bleiben.
Was sich
dann an meiner 4lbs Balista abspielte, wird mir wohl ewig in Erinnerung
bleiben. Zunächst versuchte ich, was auch immer da an der Leine hing, es fühlt
sich an wie zwei Sack Zement, oder so, in Richtung Ufer zu Pumpen. Mein Bait
war in gut 200m Entfernung ausgelegt, Beaver Love hatte bestenfalls, wenn
überhaupt 10 bis 20m Schnur eingeholt, also war da noch ganz schön viel Schnur
im Wasser. Am Spulenkopf konnte ich auch unschwer erkennen, dass da viel Schnur
fehlte. Ich durfte also pumpen wie ein Weltmeister und schätz mal so knapp 50m
vorm Ufer kam dann zum ersten Mal Leben in die Sache. Leben bedeutet in diesem
Fall, es fühlte sich an als wolle mir Arnold Schwarzenegger, in bester Verfassung,
also so vor 20 Jahren, einfach die Angel wegnehmen. Im ersten Moment wäre ich
um ein Haar ins Wasser gefallen. Was auch immer da dran hing, schoss einer
Lokomotive gleich nach links vorne weg, einfach unhaltbar. Wahrscheinlich 100m
später wurde der Fisch endlich wieder langsamer und ließ sich erneut zäh, aber
doch, retour pumpen. Diesmal war er vermutlich nur noch 20m vom Ufer entfernt,
als er erneut nach links ausbrach. Dieser zweite Sprint gegen den vollen
Bremsdruck, war derart vehement, das ich kurz, über das Kühlen meiner Big
Baitrunner Rolle, nachdenken musste. Balistas in 4lbs & 13“ sind sicherlich
keine leblosen, knüppelharten Weitwurfstecken. Butterweiche Spielzeugruten zum
Brassenfang sind sie aber bei weitem, noch viel weniger. So wie sich die Rute
hier nun, bis ins Handteil verneigte, habe ich noch nie erlebt. Ich habe mir
vor 6Jahren ein 3er Set Balistas, ursprünglich für das Fischen in der
Steinpackung der Donau aufbauen lassen, aber so hergenommen wurden die noch
nie. Bei all dem drüber Nachdenken, versäumte ich es, Beaver Love zu bitten,
meine beiden anderen Ruten ins Wasser zu legen, damit deren Schnüre aus dem
Spiel wären. Dieses Versäumnis ließ uns dann mehrere sehr gewagte Stunts
vollführen, weil der Fisch nun nicht nur nach links, sondern auch noch nach
links hinten flüchten wollte. Unten durch, oben drüber, falsch retour, doch
unten drüber und oben durch. Es war Makramee vom Feinsten, mit Monsterfisch am
Haken noch dazu. Ganz nebenbei wussten wir auch noch, dass links neben meinem Pod
ein Baum im Wasser stand, der mittlerweile, dem vielen Regen geschuldet, gut 2m
weiter als noch vor ein paar Tagen sein feuchtes Dasein fristete. Somit war
mein linker Aktionsradius sehr beschränkt. Circa 150m entfernt würde dann links
neben unserem Swim jede Menge Todholz einem Schiffsfriedhof gleich, die
unvermeidbare Katastrophe bedeuten. Als ich dann endlich alle anderen Leinen
los war, blieb mir, ob der Todholzgefahr gar nichts anderes mehr übrig, als
wirklich Druck auszuüben, um den Fisch ja nicht im Holznirwana zu verlieren.
Ich gebe zu, von mittlerweile völlig tiefgefrorenen, klammen Fingern mal
abgesehen, habe ich da bereits echt zu Schnaufen begonnen. BAMM und fest war
er, nichts hat es geholfen, der letzte, noch machbare Bremsdruck hatte auch versagt.
Dank der blöden Staude im Wasser konnte ich nicht einmal die Zugrichtung
ändern, also waren andere Tricks notwendig. Rutenspitze unter Wasser, brachte
vorerst mal gar nichts, Leine freigeben ebenso wenig, beides abwechselnd ließ
mein Visavis dann plötzlich doch wieder in Richtung Seemitte ausbrechen. Zuerst
fiel mir noch ein Stein vom Herzen, als der Fisch wieder frei, erneut im
Schnellzugstempo gut weitere 100m Schnur nahm. Mein mittlerweile echt um Hilfe
rufendes Kreuz und die klammen Finger, verwandelten diesen Stein sehr schnell
in ein unnötiges Stückchen Styropor, oder so. Alter, wo willst du hin du blödes Vieh? Den Fisch
dann erneut zum Ufer zu pumpen, war beileibe kein Honiglecken. Bis auf meine
Griffeln, war mir eigentlich gar nicht mehr kalt, ja ich glaube sogar, dass ich
bereits dampfte. Erneut hatte ich den Fisch, wahrscheinlich 20m vorm Ufer, als
er, welch Überraschung, nach rechts ausbrach. Logo, dass wir Beaver Loves Ruten
nicht abgesenkt hatten! Diesmal half selbst artistisches Herumgefuchtel nur
wenig. #1 konnten wir ausfädeln, #2 & #3 saßen bombenfest in meiner Leine,
samt Fisch, den wir noch immer nicht sehen konnten. Rechter Hand war zu allem
Überfuß auch noch eine Schilfwand und irgendwo dahinter befand sich ja auch
Todholz, in welchem Beaver Love schon am Anfang einen Fisch verloren hatte.
Traumhaft Vorraussetzungen also, vor allem wenn man bedenkt, dass ich bis
hierhin, schon gut 40Minuten gewerkt hatte. Mit nun doch aufkeimender
Verzweiflung übte ich erneut maximal möglichen Brachialdruck aus. Ich dachte
relativ simpel, wenn der Fisch bis jetzt gut hängen geblieben ist, wird er auch
weiterhin gut hängen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, zog der Fisch erneut ins
Freiwasser. Die zweite Rute von Beaver Love bekamen wir dabei frei, die Dritte
ebenfalls, aber nur weil deren Leine brach. Die erneut flotte Flucht ins
hindernisfreie Wasser, war nicht mehr ganz so rasant, ließ mich aber doch
schwer zweifeln. Erstens war ich mir schon zu 100% sicher, dass ich hier keinen
Karpfen am Band hatte und zweitens, war ich mir nicht mehr sicher, ob wir
diesen, was auch immer, Fisch jemals zu Gesicht bekommen würden.
Wer
angesichts dieser Geschichte, jetzt den Kopf schüttelt und mit weise erhobenen
Zeigefinger moniert, “warum nehmt ihr nicht das Boot?“. Dem sei entgegnet, das
Boot war ein gar kleines Welches, die Nacht eine gar Finstere, das Wetter ein
sehr Kühles und wir keine Suizidverdächtigen. Kurz und gut, mit der winzigen
Plastikjolle hätte die Sache ein wirklich tragisches Ende gefunden.
Hätte ich
doch bloß irgendwann mal nicht alles aufgegessen, dann würde mich mein Kreuz
jetzt nicht so martern. Mir wurde ganz nebenbei auch wieder mal vor Augen
geführt, warum man für wirklich große Fische, kurze Ruten verwendet und nicht
13Fuß Teile. Eh klar, der Hebel hilft im Drill eher dem Fisch und nicht dem
Angler. Was jetzt, sind wir Mädchen, oder hartgesottene Eggstriemhunter, du
warmgeduschtes Weichei? Zorn hilft immer, dementsprechend biss ich die Zähne
zusammen, mobilisierte die letzten Kräfte und pumpte erneut was das Zeugs
hielt. Es war schon kurz nach 1Uhr als der Fisch zum ersten Mal circa 15m vorm
Ufer die Wasseroberfläche durchstieß. Sofort war klar, wir hatten es mit einem
Urvieh zu tun und es war gut zwei Meter lang. Ein Stör! Ein guter Freund aus Salzburg,
wahrscheinlich genervt von sinnbefreiter Überbesetzung dieser Gattung im
Hauswasser, nannte diese Urviecher mal Störfaktor. Ich finde Störe einfach
schön irgendwie erinnern sie mich an Haie, kann aber auch sein, dass ich, weil
es bei uns keine gibt, dahingehend eben noch nicht beleidigt wurde und daher
nichts gegen Störe habe. Gesehen haben wir den Stör jetzt ja schon, von einer
geglückten Landung war man aber noch weit entfernt. Die Gewässerregeln
verbieten das Keschern und vor allem das an Land bringen von Stören. Störe
müssen ausnahmslos im Wasser abgehakt, versorgt, fotografiert und wieder
freigelassen werden. Super, wer will freiwillig mitten in der Nacht bei –4° ins
Wasser steigen? Jep, das will nicht mal
der komplett verrückte Pole, der sonst für jeden Outdoor Unsinn zu haben ist.
Wir überlegten nun, ob wir es doch riskieren sollten und den Stör längsseitig
zum Boot manövrieren, um ihn dort abzuhaken. Ein weiterer Blick auf dieses
Monster ließ uns dies aber schnell wieder vergessen, war der Fisch ja nur knapp
kürzer, als die witzlose Plastikjolle. Mittlerweile war der Stör schon fast
handzahm, müde und zeigte bereits brav weiß. Ich zog ihn dann einfach bis zum
Ufer, das Wasser war vor unseren Füssen ja sofort gut 70cm tief, also kein
Problem den Fisch hier anzulanden, ohne bösen Bodenkontakt zu riskieren. Beaver
Love entfernte den Haken, drehte den Fisch und packte ihn am Schwanz und
stellte ihn schön senkrecht. Nach ein paar Zügen vor und zurück, kam wieder
Leben in den Fisch. Langsam, fast majestätisch entschwand er in Richtung
Seemitte. Uns wurde total erschrocken klar, dass wir nicht einmal ein vernünftiges Foto gemacht hatten. Außer
einem sehr bescheidenen, unscharfen IPhone Bild, wo der Fisch schön langsam
hinterm Boot abtaucht ist uns nichts gelungen.
BRAVO Vollpfosten at work! Wobei wir uns wenig später, endlich
wieder im warmen Zelt, sofort einig waren, dass das eben Erlebte schon sehr
einzigartig war. Mir fiel, während wir eine wohl verdiente Siegeszigarette
pafften ein, dass im Ictus Folder ja relativ bunt, fast schon großkotzig vom
größten Stör Frankreichs, der hier angeblich sein Unwesen trieben würde,
fabuliert wurde. Na ja, dies konnten wir jetzt schon irgendwie glauben. Eines
stand, oder steht für uns jetzt allerdings wirklich fest, Störe sind nicht nur
sehr schöne anzusehende Fische, sie sind auch echte Kämpfer vor dem Herrn. Am
Ende bin ich sogar relativ froh, dass dieser Fisch, wahrscheinlich, weil es so
kalt war, auf die für Störe sonst übliche Luftakrobatik, verzichtet hatte. Super,
grad das hätte ich noch gebraucht, na sicher. Mein Kreuz tat jetzt wirklich
verdammt weh und ganz nebenbei war ich wirklich körperlich am Ende und
irgendwie fertig. Kaum hatte ich die am wenigsten schmerzende Liegeposition
gefunden, schlief ich relativ rasch wieder ein.
No rain,
was war geschehen? Uii, das reimt sich sogar, aber bevor ich von sinnbefreiter
Prosa auf Poetik umschalte, legt die Kuh Eier, oder so. Wurscht, der vorletzte
Tag war angebrochen und durch die, mittlerweile durchsichtige, weil vor zwei
Tagen endlich montierte Fensterzelttüre unseres Domizils schimmerte
hoffungsvoll Sonnenschein. Beaver Love war als Erster draußen und kam
ordentlich fröstelnd, sehr schnell, wieder retour ins beheizte Zelt. Fette
Eisschicht da draußen, war alles was er von sich gab, um sich, einem Gürteltier
nicht unähnlich behände, erneut im Schlafsack einzurollen. Wie die Nächte davor, so war auch die letzte
Nacht, welch Wunder, sternenklar. Ist doch immer wieder schön, wenn es den
ganzen Tag dunkel bewölkt wie aus Eimern gießt, aber sobald die Sonne untergeht
verschwinden alle Wolken und klirrende Kälte setzt ein. Normalerweise zog es
dann jeweils so gegen 5Uhr Früh wieder zu, damit es rechtzeitig zum Aufstehen
wieder schön nass wurde. Die Ereignisse der letzten Nacht revuepassierend, ging
es ab ins Screen House. Frühstück war angesagt und nach solch epischen Kampf
hatten wir uns das auch echt verdient. Bis auf gewisse Bewegungen, Pinkeln
beispielsweise, schmerzte mein beleidigtes Kreuz erheblich weniger, als ich
vorab befürchtete. Für den vorletzten und den letzten Tag am Ictus wurde
wirklich trockenes Wetter prophezeit, was mich auch etwas positiver stimmte.
Wie wir ja die Woche davor schon erfreut feststellen durften, wärmt hier die
Sonne erheblich vehementer als daheim, Soll heißen, kommt sie ernsthaft raus,
wird es rasch angenehm. Von angenehmer Wärme waren wir vorerst zwar doch
relativ weit entfernt, aber immerhin trocknete mal alles ein wenig. So gegen
Mittag legte sich sogar der Wind und man war sich flott einig, diese Windpause
für eine erneute Auslegeaktion zu nützen.
Kurz vor14Uhr waren alle Baits
erneuert, punktgenau abgelegt und
jeweils, wie immer, mit zwei, drei Händen Futter versehen. Für die letzten
20Stunden waren wir also bestens gerüstet. Der letzte Abend war dann
kulinarisch wenig spektakulär und auch der Weinkeller durfte mal Pause machen,
galt es ja am nächsten Tag gut 20 Stunden Autofahrt zu absolvieren. Schadet ja
auch nicht und wer weiß, vielleicht würde uns Petri in der Nacht ja nochmals
beschenken....
Day
fourteen - Coming home or leaving Ictus LEIDER
So ganz
ohne Alkohol, wurden wir freilich noch früher als sonst munter und konnten
schwer erfreut erneut Sonne ausmachen. Petri dürfte uns vergessen haben, weil
es rührte sich gar wenig in der Nacht. Im Screen House gurgelte wenig später
die übliche Plörre, die diesmal ohne Queen Magret, ein wenig mehr nach Kaffee
schmeckte, als einem lieb sein konnte. Beaver Love absolvierte dann die
unvermeidbare Fahrradrunde zum Bus, um eben diesen zwecks Verladeaktion zum
Platz zu bringen. Als er wieder da war, wollten wir gerade eine kleine aber
feine Rauchpause einläuten, als wie aus heiterem Himmel mein mittlerer Delkim
losschrie. Petri war uns also doch wohlgesonnen. Jep, da hing was und es spürte
sich nach Karpfen an. Leider stieg der Fisch nach wenigen Metern sang und
klanglos aus. Die stets in diesem Fall geäußerte Phrase, “Scheiße, verdammt,
weg ist er!“ kennt wohl jeder der schon mal auf Karpfen fischte. Wirklich
schade, diesen “2h vor Abfahrt, in letzter Sekunde“ Karpfen, hätte ich zu gerne
gefangen. Pünktlich um 12Uhr hatten wir alles abgebaut und bereits verladen.
Beim Retournieren des Fahrrads, beziehungsweise der Rückerstattung unserer
Kaution, ließen wir noch den ein, oder anderen, ausgiebigen Sehnsuchtsblick
über den Ictus gleiten, saßen aber wenig später bereits in Richtung Heimat im
T4. Die Heimfahrt, diesmal über Germanien, war ereignislos und völlig ohne
Zwischenfälle. Beaver Love fuhr die gesamte Strecke durch und neben der
Zufriedenheit sein Auto betreffend, bekundeten wir uns gegenseitig, mehrmals,
eine ebensolche, diesen Trip betreffend. Kurz und gut, die Ictus Session war
wirklich geil. Schöne Anlage, schöne Fische, gepflegte Plätze, gutes Catering
und nette Menschen, so soll es sein, oder? Wenn die Lacke nicht fast 2000
Kilometer weit weg wäre, würden wir dort sicher öfter vorstellig werden. Aber
wer weiß, uns streift ja bekanntermaßen öfters mal der Wahnsinn sanft über die
spärlich behaarten Häupter und man soll ja nie, nie sagen.
Zum Schluss noch ein typisch wienerisches Video..........
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen